Lexikon der Verhaltenstherapie

Harmonisierung

Harmonisierung bezeichnet einen Prozess, welcher Einzelteile aufeinander abstimmt, in Einklang bringt oder einander annähert. Im pädagogischen bzw. therapeutischen Bereich bezieht sich Harmonisierung oft auf die Angleichung der beiden Gehirnhälften. Die linke Gehirnhälfte ist zuständig für das logisch-rationale Denken. Die rechte Gehirnhälfte wird hingegen mit Kreativität assoziiert. Bei dem Großteil der Menschen dominiert jedoch eine Gehirnhälfte, statt beide gleichermaßen zu nutzen. Somit wird die potenzielle Leistungsfähigkeit verringert. Mit spezifischen Übungen kann man die Harmonisierung der Gehirnhälften trainieren und das individuelle Potenzial nahezu vollkommen ausschöpfen. Dazu zählen Über-Kreuz-Übungen, wie beispielsweise das Kreisen einer Hand am Bauch, während man gleichzeitig mit der anderen Hand eine Auf- und Abbewegung am Kopf ausführt.
Harmonisierung kann sich auch auf Körper und Seele beziehen. Diese kann durch Probleme, Sorgen und Stress gestört werden. Um eine Harmonisierung von Körper und Seele anzustreben können verschiedene Entspannungsmethoden, wie beispielsweise die Klangmassage, angewandt werden.

Hautant-Probe

Um Hinweise auf Gleichgewichtsstörungen oder Schädigungen der Kopfgelenke zu erhalten, kann der sogenannte Hautant-Test eingesetzt werden. Dafür muss der Patient in bequemer Sitzposition die Arme gestreckt und mit nach oben geöffneten (supinierten) Handflächen vor sich halten und die Augen schließen. Dann wird er gebeten, den Kopf langsam nach rechts und links zu bewegen. Bleiben die Arme auf gleicher Höhe, liegt keine Störung vor.

Heilpädagogik

Die Heilpädagogik, die in Deutschland oft auch als Sonderpädagogik bezeichnet wird, ist ein Teilgebiet der Pädagogik, das sich an Personen jeden Alters richtet, die mit einer Behinderung, einer Entwicklungsverzögerung oder mit Schwierigkeiten in der sozialen Anpassung leben. Das heilpädagogische Handeln ist erzieherisch, analytisch, re-edukativ, konstruktiv und zielgerichtet und kann sich auf Beeinträchtigungen auf körperlicher, sensorischer, geistiger, sozio-affektiver oder psychischer Ebene fokussieren. Die Heilpädagogik legt dabei großen Wert auf Ganzheitlichkeit: die Beeinträchtigung oder Behinderung des Menschen und deren Behebung soll nicht der alleinige Mittelpunkt der Fachdisziplin oder der Therapie sein. Vielmehr wird der ganze Mensch mit seinen Ressourcen, Fähigkeiten, Problemen und seinem sozialen Umfeld betrachtet und bei der Bearbeitung von Problemstellungen und der Erstellung von individuellen Förder- und Behandlungsplänen mit einbezogen. Der Aufgabenbereich des Heilpädagogen erstreckt sich über die pädagogische Assistenz und Begleitung, Früherkennung und Intervention, Beratung von Angehörigen und Therapeuten, psycho-pädagogische und soziale Unterstützung, Diagnostik und das therapeutische Handeln in einem multidisziplinären Team.

Heilpraktikerausbildung

Als Heilpraktiker werden Personen bezeichnet, welche die Heilkunde berufs- oder gewerbsmäßig ausübt, ohne dabei als Ärztin oder Arzt approbiert zu sein. Der Heilpraktikerberuf wird in Deutschland durch das Heilpraktikergesetz geregelt, welche die staatlich angeordnete, schriftliche Prüfung regelt.

Hemiplegie

Körperseitenlähmung

Eine Hemiplegie ist eine vollständige Lähmung einer Muskelgruppe oder einer ganzen Körperseite und ihrer Extremitäten. Sie wird von der Hemiparese abgegrenzt, bei der noch Restaktivität in den betroffenen Körperteilen zu finden ist.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Mit diesem Sammelbegriff werden alle Erkrankungen des Herzens und des Blutgefäßsystems abgedeckt. Sie treten in der Regel chronisch auf und gehören in Industrienationen zu den wichtigsten Todesursachen; im Jahr 2008 gehörte in Deutschland jede sechste bis siebte Entlassdiagnose zur Familie der HKL-Erkrankungen. Zu den häufigsten Erkrankungen des Herz-Kreislaufs gehören die Herzinsuffizienz, der Herzinfarkt und die koronare Herzerkrankung. Für die Vorbeuge sind eine gesunde Ernährung, ausreichende körperliche Bewegung und eine generell gesunde Lebensweise zu empfehlen.

Homöopathie

Der Begriff „Homöopathie“ setzt sich aus den Begriffen „homois“ (griech. ähnlich) und „pathos“ (griech. Leiden) zusammen. Homöopathie ist eine Arzneitherapie, die auf dem Ähnlichkeitsprinzip beruht. Demnach wird davon ausgegangen, dass Arzneimittel, die bei gesunden Patienten bestimmte Symptome hervorrufen, auch genau gegen diese als Medikament eingesetzt werden können. Die medizinischen Wirksamkeit der Homöopathie ist jedoch, aufgrund fehlender wissenschaftlicher Beweise, umstritten.

Hormone

Hormone sind biochemische Botenstoffe, die der Regulation verschiedener Körperfunktionen dienen. Sie sind unter anderem an der Steuerung des Blutzuckerspiegels, des Wasserhaushalts oder einer Schwangerschaft beteiligt. Hormone werden in Drüsenzellen bestimmter Organsysteme gebildet und danach entweder in das umliegende Gewebe oder in die Blutgefäße abgegeben. Sie wirken als Informationsübermittler, die an Zellen mit speziellen Rezeptoren andocken, um dort spezifische Wirkungen oder Regulationsfunktionen anzustoßen. Man unterscheidet Hormone nach ihrem strukturellen Aufbau. Peptidhormone sind Hormone, die vorwiegend aus Eiweißen bestehen. Steroidhormone dagegen sind überwiegend aus Fetten zusammengesetzt. Die für den menschlichen Körper wichtigsten Hormone werden im Gehirn in Hypothalamus und Hypophyse gebildet. Beispiele für Hormone sind Insulin, Adrenalin, Cortisol, Oxytocin, Testosteron und Östrogen.

HWS-Syndrom

Das HWS-Syndrom (Halswirbelsäulensyndrom) ist ein Krankheitsbild, das sich durch Verletzungen und Verschleiß im Bereich der obersten Wirbel der Wirbelsäule entwickeln kann. Es gibt verschiedene Kriterien, nach denen das Syndrom eingeteilt werden kann. Dazu gehören etwa Ursache, Lokalisation, Verlauf oder Schmerzausstrahlung. Die Behandlung der Erkrankung ist daher auch von ihrer Ursache abhängig und kann über Medikamente, Physiotherapie, Ruhigstellung oder Wärmetherapie erfolgen.

Hydrotherapie

Die naturheilkundliche Hydrotherapie ist die methodische Anwendung von Wasser zur Behandlung von akuten oder chronischen Beschwerden. Sie dient der Vorbeugung, der Rehabilitation und auch der Regeneration erkrankter Körperteile. Zusätzlich stabilisiert und härtet die Wassertherapie Körperfunktionen ab. Für die Therapie wird vor allem die Temperatur, weniger dessen Druck oder der Auftrieb, des Wassers genutzt. Dabei wird es in drei Haupttemperaturen benutzt: eisiges oder kaltes Wasser unter 33 Grad Celsius, temperiertes Wasser mit einer Temperatur zwischen 33 und 38 Grad und warmes Wasser (38 Grad oder wärmer) oder Dampf. Die Hydrotherapie ist seit langem Bestandteil der Naturheilkunde. Schon zu Zeiten des römischen Reichs fand sie ihre Anwendung. Im 19. Jahrhundert wurde diese Behandlungsmethode durch den Naturheilkundler Vinzenz Prießnitz und den Pfarrer Sebastian Kneipp wiederentdeckt, weiterentwickelt und ergänzt. Prießnitzsche Wickel, Kneippsche Güsse und das Wassertreten wurden danach weltweit bekannt. Hydrotherapie kann in Form von Waschungen, Güssen, vollständigen oder teilweisen Bädern mit und ohne Zusätzen, Wickeln, Auflagen und Kompressen, Packungen, Dampfbädern und Saunagängen angewandt werden. Oft werden Behandlungsmethoden wie das Wassertreten, die Kneippschen oder Flachgüsse, Druckstrahl- und Blitzgüsse, Abreibungen, Bewegungs-, Bürsten- oder Stangerbäder, Dauerbrause, und Dampfbäder eingesetzt. Dadurch werden unter anderem Muskelverspannungen aufgelöst und Gelenke entlastet. Die Therapiemethoden können allerdings nicht bei jeder Krankheit unbedenklich eingesetzt werden, da die Wassertemperatur auch Einfluss auf Körpertemperatur, Blutzirkulation und Stoffwechsel hat. Gerade bei akuten und chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen, offenen Wunden, Krampfadern oder grippalen Infekten sollte darum von ihr abgesehen werden.