Lexikon der Verhaltenstherapie

Marburger Verhaltenstraining (MVT)

Das Marburger Verhaltenstraining (MVT) des Schulpsychologen Dieter Krowatschek ist ein längerfristiges Gruppentraining für ungesteuerte, verhaltensauffällige Kinder. Es ist besonders geeignet für lebhafte, motorisch unruhige, impulsive Kinder der Klassenstufen 1 bis 5, die in der Schule als „schwierig“ gelten und vor allem in der Schulklasse Probleme machen und im Alltag in ihrem Sozialverhalten auffällig sind. Mittlerweile zählt es zu den wichtigsten Verhaltens- und schulorientierten Trainings in Deutschland.

Dieter Krowatschek (verstorben 2011) war Schulpsychologe in Marburg und unterrichtete dort auch selbst. Während seiner Tätigkeit veröffentlichte er fast 20 Jahre lang viele Trainingsmappen und Materialien, um unruhige, schwierige und unkonzentrierte Kinder zu motivieren und in den Unterricht zu involvieren.

Unterstützt von Methoden aus der systematischen Verhaltensmodifikation (Token-Verstärkung, Time-out), lernen Kinder hier, sich im sozialen Rahmen einer Gruppe sicher zu bewegen. Sie üben Selbstreflexion, Reaktion auf soziale Signale und das Einhalten von Regeln ein. Selbstkontrolle wird eingeübt und unangemessene Verhaltensweisen wie Aggressivität oder anti-soziales Verhalten abgebaut. So erleben die Kinder auch eine Stärkung ihres Selbstbewusstseins und lernen einen besseren Umgang mit Konflikten, den leichteren Abbau aufgestauter Wut und Aggressionen sowie eine angemessene Reaktion auf Fehler oder Misserfolge.

Das Training findet einmal pro Woche am Nachmittag statt, anderthalb Stunden lang; die Kinder (ab Vorschulalter bis hin zu Jugendlichen) treffen sich in altershomogenen Gruppen von zwölf bis 15. In einem vorhersehbaren Ablauf aus dynamischen und Entspannungsphasen, Übungen und Spielen werden „Interventionen“ zu verschiedenen Problembereichen absolviert: zur Selbsteinschätzung, Entspannung, zur Verbalisierung von Affekten, Perspektivwechsel, Konzentration, Stärken und Schwächen, das Einschätzen anderer. Auch das Gedächtnis, die Ausdauer und Geschicklichkeit werden trainiert.

Das MVT kann, vorbereitend oder abschließend, auch als Intensiv-Ferienkurs mit einem Konzentrationstraining (MKT) verbunden werden. Zusätzlich zur Arbeit mit den Kindern finden Elternabende und Workshops für Lehrkräfte statt, um auch den Erziehungspersonen Methoden an die Hand zu geben, mit unstrukturierten und grenzensuchenden Kindern umgehen können.

Methoden

Mit einer Methode werden Fragestellungen und Gegenstände untersucht. Es ist eine konzeptionelle Grundlage für planmäßiges Handeln, welches auf ein bestimmtes Ziel gerichtet ist und auf Annahmen und Vermutungen basiert. Um die Ergebnisse der Methode herauszufinden, werden häufig Befragungen, Beobachtungen oder Experimente angewandt. Die gewonnen Ergebnisse werden schriftlich erfasst und dokumentiert.

Mobbing

Unter Mobbing versteht man vorsätzliche, sich wiederholende negative Handlungen gegen eine Person, die psychisch oder körperlich schwächer ist. Mobbing wird über einen längeren Zeitraum betrieben und kommt häufig in Schulen oder am Arbeitsplatz vor. Oftmals handelt es sich dabei um 1-3 Mobber, die die Attacken durchführen oder veranlassen, während der Rest der Gruppe meist Mitläufer oder Unbeteiligte sind. Mobbing äußert sich durch Anschreien, Drohungen, Gerüchteverbreitung, körperliche Misshandlung, Beschädigung von Eigentum des Opfers, Lustig machen und vieles mehr. Viele Mobbing-Opfer tragen physische oder seelische Probleme davon. Es kann zu ernsthaften Erkrankungen kommen. Daher wird Mobbing-Opfern oft geraten, gezielt nach Entspannungsmethoden zu suchen, Aktivitäten zum Ablenken oder Stress abzubauen. Eine weitere Hilfsmaßnahme stellt die Hypnosetherapie dar, sowohl für das Mobbing-Opfer als auch für den Mobber. So können die Persönlichkeitsstruktur und der Ursprung des Mobbings aufgedeckt werden.

Motorik

Ähnlich der Sensorik bezeichnet die Motorik nicht einen einzelnen Vorgang im menschlichen Körper, sondern die Gesamtheit aller Bewegungen und der beteiligen Körperstrukturen. Es wird dabei auch vom Bewegungsapparat gesprochen. Häufig wird hier zwischen Grob– und Feinmotorik unterschieden, wobei Erstere große Bewegungsabläufe bezeichnet, die der Bewegung des gesamten Körpers dienen und an denen eine Vielzahl von Körperstrukturen beteiligt sind, während Letztere ausgereifte, fortgeschrittene und komplizierte kleine Bewegungen bezeichnet. Die Feinmotorik bezieht sich so vor allem auf Bewegungen von Hand, Fingern, Mund und Mimik.